In Forschungsprojekten werden ganz unterschiedliche Fragestellungen bearbeitet, oftmals gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen weiterer Disziplinen oder als Teilprojekte im Rahmen größerer Forschungsmaßnahmen. Informieren Sie sich hier über unsere laufenden Projekte.
Chinesische Ingenieure und ihre Raumvisionen: Erbauer einer vernetzten Nation, 1906–1937
Das Projekt untersucht, wie der Nationalstaat in China mit Hilfe verschiedener Visionen seiner infrastrukturellen Vernetzung formatiert wurde. Die Untersuchung setzt im Jahr 1906 ein, als das Ministerium für Post und Kommunikation gegründet wurde, während die Dynastie zerfiel, und endet zunächst 1937 mit der Unterwerfung des zehn Jahre alten „developmental state“ der Nationalistischen Partei unter dem Imperativ des Krieges. Während Andersons Begriff der „vorgestellten Gemeinschaft“ (Anderson 2006) die territoriale Begrenztheit der Nation bereits voraussetzt, untersuchen wir die höchst unterschiedlichen Vorstellungen davon, wie das vorgestellte Territorium des Nationalstaates intern infrastrukturell durchdrungen sowie extern mit der globalen Raumordnung verbunden werden sollte. Die nationalistische Regierung, die China 1927 mit dem Nordfeldzug eine prekäre Wiedervereinigung bescherte, hatte diese Visionen unter Kontrolle zu bringen und sie gleichzeitig auf ihre eigene, Nanjing-zentrierte Version Chinas einzuschwören. Wir analysieren diese Visionen und die Pläne ihrer verkehrstechnischen Umsetzung anhand von Quellen dreier Akteursgruppen: das Verkehrsministerium in seinen wechselnden institutionellen Formen, die technischen Schulen als Orte der raumbezogenen Wissensproduktion sowie Ingenieursvereinigungen verschiedener Provenienz. Wir fragen, wie diese Akteurinnen und Akteure zu unterschiedlichen Zeiten den nationalen Raum in der Auseinandersetzung mit innen- und außenpolitischen Herausforderungen definieren. Den diskursiven Fokus nationalistischer Bewegungen auf den Ausbau der Kommunikationsinfrastruktur verstehen wir dabei als eine zentrale Dimension der Neuverräumlichung der Nation im modernen China.
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Taiwanische Religionsgemeinschaften und ihre Internationalisierungsstrategien (guojihua) seit den 1980er Jahren
Das Projekt untersucht taiwanische Religionsgemeinschaften, die mit ihrer Missionstätigkeit neue Raumformate kreieren. Dabei interagieren die religiösen Zentralen in Taiwan mit lokalen Akteuren in der ganzen Welt bei der Bildung transnationaler Räume. Empirisch untersuchen wir Internationalisierungsstrategien der buddhistischen Foguangshan-Organisation sowie der neuen religiösen Bewegung Yiguandao in Südafrika. Uns interessieren die transnationalen Organisationsstrukturen, die Übersetzung von Doktrinen und Praktiken für andere soziokulturelle Kontexte und die Dynamiken von zentraler Steuerung und Dezentralisierung. Die Forschung steht im Kontext der momentan aufblühenden wirtschafts- und politikwissenschaftlichen “China in Afrika”-Forschung.
Projektlaufzeit: 2016–2019
Projektleitung: Philip Clart
Projektmitarbeiter: Nikolas Broy und Jens Reinke
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