Donnerstag, 23. Mai 2024, 18 Uhr c.t.
Campus, Geb. B3 2, Hörsaal 0.03
Die Oper war in der Habsburgermonarchie ein wichtiges Mittel des Austauschs zwischen Nationalitäten, Kronländern und Religionsgemeinschaften, auch zwischen Klassen und Geschlechtern, Zentrum und Peripherie, und unterstützte damit die multinationale Staatsidee Österreichs in den Jahrzehnten nach dem Wiener Kongress. Eine entscheidende Rolle spielte dabei die Verbreitung des Repertoires: im Original, in Übersetzungen oder in Form von Parodien für die Vorstadttheater; aber auch die Mobilität von Sängern, ganzen Operntruppen und den dazugehörenden Impresari. Eine entsprechende Funktion kam der Kooperation zwischen Opernhäusern und Theatergesellschaften zu, aber auch der Zirkulation von Gebrauchsmusik durch den Notenhandel.
Metternich – ein ausgewiesener Kenner der Oper – förderte vor allem die italienische Oper, um versuchte damit in den Jahren der Heiligen Allianz eine neu gefundene Harmonie zwischen den Völkern zu stiften. Diese Sichtweise auf die Oper in der Habsburgermonarchie hinterfragt traditionelle Darstellungen, welche Oper im 19. Jh. vor allem als Instrument des politischen Nationalismus sehen. Der Vortrag bietet Einblicke in ein vom ERC gefördertes Forschungsprojekt der Universität Leipzig, in dem HistorikerInnen und MusikwissenschaftlerInnen aus ganz Europa zusammenarbeiten: Opera and the Politics of Empire in Habsburg Europe, 1815-1914.