Lucilla Lepratti
Ich lehre und promoviere am Institut für Ethnologie der Universität Leipzig seit April 2024. In meiner Forschung geht es um anti-Mafia Bewegungen in Sizilien und um die Frage, wie sich anti-Mafia Graswurzel-Aktivist:innen soziale Gerechtigkeit vorstellen und welche Rolle sie darin dem Staat zuordnen. Im letzten Semester unterrichtete ich ein Seminar zur Anthropologie des sogenannten Nahen und Mittleren Osten. Darin setzten wir uns mit sozialen Bewegungen und ihren historischen Kontexten, mit kolonialen Kontinuitäten und Formen des Widerstands und mit der Kritik von orientalistischen Diskursen von westasiatischen und nordafrikanischen Gesellschaften auseinander.
Es ist mir eine große Freude am Institut für Ethnologie arbeiten zu dürfen, auch wenn ich die Bezeichnung "anthropologisch" für meinen Ansatz bevorzuge. Ich möchte zu einer Anthropologie beitragen, welche - gerade wegen ihrer Verantwortung in kolonialen Verhältnissen - die Bandbreite der menschlichen Möglichkeiten ernst nimmt und zum Imaginieren und Praktizieren besserer Arten des Zusammenlebens beiträgt. Ethnografische und anthropologische Methoden erlauben uns mit Menschen und sehr nah an ihren Lebensrealitäten Wissen auszutauschen, zu teilen und zu produzieren und damit - in den Worten Walter Benjamins - die Geschichte gegen den Strich zu bürsten.
Susann Ludwig
Ich bin als Lehrkraft für besondere Aufgaben angestellt und unterrichtete im letzten Semester ein thematisches Seminar mit dem Titel „Weltraum / Ethnographien“. Ich betreue Studierende bei Abschlussarbeiten und berate zu Praktikumsangelegenheiten. Für meine Doktorarbeit habe ich mich damit beschäftigt, wie Jungdiplomierte in Bamako, Mali mit der unsicheren Arbeitsmarktsituation umgehen, wie sie Möglichkeiten finden und schaffen, um Gegenwart und Zukunft gestalten.
Die Frage was, wie, durch welche Begegnung und in welchem Kontext möglich wird, war dabei zentral und das treibt auch weiterhin meine Forschung an. So arbeite ich aktuell an einer Forschung zu Aha-Momenten, speziell in interdisziplinären Kollaborationen um das Square Kilometer Array Observatory (SKAO). Ich möchte verstehen, was genau passiert, wenn wir etwas verstehen. Anthropologische Forschung fordert und fördert Neugier und die Bereitschaft, sich überraschen zu lassen. Genau dadurch eröffnen sich immer wieder neue Perspektiven und damit nötige Spielräume zwischen Binären, die aufzeigen was möglich ist und dass die Welt und unsere Konzepte auch anders sein könn(t)en.
Thiago Pinto Barbosa
Ich bin akademischer Assistent und Dozent am Institut. Derzeit entwickle ich ein Habilitationsprojekt über globale Ungleichheit, Nachhaltigkeitstransformationen und Lithiumabbau. Neben Umweltkonflikten konzentrierte sich meine Forschung auf (Anti-)Rassismus, Erinnerung und die Geschichte der Anthropologie/Ethnologie. Ich interessiere mich auch sehr für Fragen von Wissenschaft und Macht, insbesondere in Bezug auf Kategorisierungen von Unterschieden und sozialen Ungleichheiten, und ich habe Feldforschung in Deutschland, Indien, Brasilien und Mosambik betrieben.
Für mich ist Sozial- und Kulturanthropologie (o. Ethnologie) die Wissenschaft, die unsere Vorstellung davon erweitert, was menschlich ist und welche Lebenswelten möglich sind. Anthropologie zeigt uns, dass die Welt anders sein kann, weil sie anderswo bereits anders ist. Ich möchte unser Fach dazu bringen, sich besser auf gesellschaftliche und politische Fragen einzustellen und zu einer inklusiveren und vielfältigeren Welt beizutragen.