Datum/Uhrzeit: bis Uhr
Art: Vorlesung/Vortrag, Präsenz
Ort: GWZ, Beethovenstr.15, Hörsaal Erdgeschoss
Referent:in: Martin Furholt

Eine 7000 Jahre alte Massendeponierung kopfloser Individuen in der frühneolithischen Siedlung von Vrable, Südwestslowakei und seine Deutung

Ritual, Magie, Krise oder Krieg?

Der Archäologe Prof. Dr. Martin Furholt der UFG-Uni Kiel referiert zum diesjährigen Institutsvortrag am 2.07.2025 zu einem höchst rätselhaften Fund.

Die Fundstelle von Vráble in der Südwestslowakei (5250-4950 v.u.Z.) ist eine der größten bekannten frühneolithischen Siedlungen in Mitteleuropa. Sie wird seit 2012 in einer Kooperation zwischen der Slowakischen Akademie der Wissenschaften in Nitra und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel untersucht. Seit 2017 wurden in dem einen Teil der Siedlung umgebenden Graben menschliche Überreste gefunden, teils in Form von Bestattungen, die den üblichen Normen der Zeit entsprechen, teils aber auch in Form irregulärer Depositionspraktiken. 

Besondere Aufmerksamkeit erregte eine Masseniederlegung von bisher 81 kopflosen Individuen auf der Grabensohle, die 2022 entdeckt und seither sukzessive ausgegraben wird. Obwohl viele naturwissenschaftliche Analysen noch laufen lassen, sind bereits jetzt interessante Erkenntnisse über die Niedergelegten und den gesellschaftlichen Kontext erzielt worden. Viele Fragen bleiben jedoch noch offen, nicht zuletzt die Deutung der Motivation für die komplexen Körpermanipulations- und Niederlegungspraktiken. 

Während  sehr wahrscheinlich rituelle und magische Vorstellungen eine Rolle spielten, ist die Rolle  bzw. das Ausmaß von Gewalt noch nicht abschließend geklärt, was die Charakterisierung der Funde mit einem modernen Begriffsapparat (z.B. Krise oder Krieg) problematisch macht. Trotzdem soll sich im Vortrag einer Deutung angenähert werden.

Autoren: Martin Furholt, Ivan Cheben, Katharina Fuchs, Alena Bistakova, Zuzana Hukelova, Maria Wunderlich (Universität Kiel)

Autor: Martin Furholt