Sie wurde am 25. Januar 1938 in Greifswald geboren, wuchs in Weimar auf und kam 1956 zum Studium zunächst der Kunstgeschichte, dann der Ägyptologie nach Leipzig an die damalige Karl-Marx-Universität. Der Fachrichtungswechsel war ursprünglich nicht interessenbegründet, sondern einer Universitätspolitik geschuldet, die den Weggang systemkritischer Hochschullehrer, in diesem Fall der Kunstgeschichte, zur Folge hatte.
Am Ägyptologischen Institut, dem Siegfried Morenz vorstand, herrschte noch der „bürgerliche“ Geist. Dort schloss sie 1961 das Ägyptologiestudium mit dem Diplom ab, gefolgt 1964 von der Promotion und 1977 der Habilitation (damals Promotion B). Ihre Forschungsthemen lagen im Bereich der Philologie und Religionsgeschichte, später auch der Literaturgeschichte, der Rezeptionsgeschichte Ägyptens und der Wissenschaftsgeschichte. Bei welchem Thema auch immer, sei es die Phraseologie königlicher Denkmäler, sei es die Fluchtgeschichte des Sinuhe oder die ägyptisierenden Grabmäler von Leipziger Bürgern: Immer suchte sie hinter den gewählten Formen die Menschen in ihrer Lebenswelt zu erkennen.
Als Morenz 1961 neben dem Leipziger Lehrstuhl auch die Professur in Basel übernahm, übertrug er Elke Blumenthal, seiner 23jährigen Assistentin, die Geschäftsführung des Instituts und einen Teil der Lehrveranstaltungen. Auch nach Morenz‘ Tod 1970 blieben die Leitung des Instituts und des 1976 hinzugekommenen Museums mit stetig wachsenden Verantwortungsbereichen bis zu ihrem Ausscheiden aus dem Dienst 1999 in ihren Händen.
Die Leitung der Leipziger Ägyptologie war in DDR-Zeiten ein Drahtseilakt. Nach Morenz‘ Tod war das Institut knapp der drohenden Schließung entgangen und konnte keine Studenten mehr immatrikulieren. Elke Blumenthal setzte gemeinsam mit der damaligen Kustodin Dr. Renate Krauspe alle Kraft in den Aufbau des Ägyptischen Museums, das – 1976 wiedereröffnet – eine kulturelle Institution für Leipzig und damit eine Existenzgarantie für die Leipziger Ägyptologie wurde. Mit viele Geschick und großem Mut hat sie manches ideologisch-politische Ansinnen zurückgewiesen, in anderen Fällen einen nicht beschädigenden Kompromiss gefunden.
Die politische Wende im Herbst 1989 war auch für die Karl-Marx-Universität, die bald wieder Universität Leipzig heißen sollte, ein Wendepunkt. In einer Situation der Verunsicherung und des Misstrauens stellte sich Elke Blumenthal für die demokratische Erneuerung der Universität zur Verfügung und wirkte dafür in verschiedenen Gremien mit. Das war in doppelter Hinsicht schwer: Zum einen hatte sie keine Erfahrung mit westlicher Hochschulpolitik, zum anderen bemühte sie sich um eine faire Bewertung von Personen und Strukturen.
Veränderungen gab es natürlich auch im ägyptologischen Institut. Junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der alten Bundesrepublik kamen hinzu. In ihrer vorurteilsfreien Haltung waren Labels wie „Ossi“/ „Wessi“ für Elke Blumenthal bedeutungslos.
Ein Erfolg der Wende war auch die Neu-Etablierung eines ägyptologischen Studiengangs, der als Neuerung das „Studium im Museum“ einschloss. Elke Blumenthal war als akademische Lehrerin hochgeschätzt. Sie brachte ihre Forschungen in die Lehre ein und förderte und forderte die Studierenden nach Kräften. Trotz des familiären Stils, mit dem sie seit den 1970er Jahren das Institut geprägt hatte, begegneten ihr alle voller Respekt.
Zu ihrer Verabschiedung 1999 führten die Studenten ihre verehrte Lehrerin vor ein „Rentnergericht“, das sie natürlich vor Osiris mit Bravour als „gerechtfertigt“ bestand.